Xenon Kino Berlin

Filmkunstkino in Berlin-Schöneberg


Geschichtliches:

Das Colonna ca. Ende der 1970er-Jahre (in den Schaukästen werden die Filme »Die Katze kennt den Mörder« (1976), »Jenseits von Gut und Böse« (1977), »Phantom im Paradies« (1974) und »Die Rocky Horror Picture Show« (1975) angekündigt.
Photo: Stijepo Pavlina aus dem Buch »Filmzeit - Off-Kino Buch Berlin« von Dieter Bertz


colonna1987



Kinogeschichte: Nachdem die Gebrüder Skladanowsky bereits im Jahre 1895 mit dem Bioscopen den ersten Filmprojektor erfunden hatten, die französischen Gebrüder Lumiere aber die technisch überlegenere Technik entwickelt hatten, war das Kino geboren. Die ersten bewegten Bilder waren 1895 im Berliner Wintergarten-Varieté zu sehen. Seit diesem Zeitpunkt wurden Filme zuerst in Läden und Geschäften projeziert, wegen des wachsenden Erfolges entstanden dann aber auch schnell spezielle Vorführsäle: die Kinos. Als ältestes Kino überhaupt gilt das Tivoli in Pankow, welches allerdings nach Mauerfall 1994 abgerissen wurde.

Xenon-Geschichte: Das Xenon Kino ist - 1909 als Colonna in der damaligen Colonnenstr. (heute: Kolonnenstr.) eröffnet - nach dem Kreuzberger Moviemento das zweitälteste noch im Betrieb befindliche Kino Berlins, und das älteste nachweisbare Kinemathographentheater Schönebergs.
(Quelle: Kinoarchtitektur in Berlin 1885 - 1995, Hänsel/Schmitt, Reimer Verlag).
Das Kino wurde im Erdgeschoss eines ganz normalen Berliner Mietwohnhauses eingerichtet und erstreckt sich schlauchartig über den Seitenflügel (s. a. die versch. Bestuhlungspläne)

Die mit Abstand kontinuierlichsten Betreiber waren für stattliche 42 Jahre das Ehepaar Reiß, welche das Kino von 1932 - 1974 betrieben haben.
Lt. Selbstdarstellung nie Parteimitglieder, obwohl seinerzeit jeder Filmtheaterbetreiber Mitglied der NSDAP sein musste, gelang es ihnen das Kino mit Unterhaltungsfilmen und Kindervorstellungen durch die NS-Zeit und den 2. Weltkrieg zu bringen, und auch noch zwei weitere Kinos hinzuzukaufen: 1936 den Filmhof in der Vorbergstr. 1 (der spätere Notausgang - heute ein leerstehendes Ladengeschäft), sowie 1956 die Tonburg in der Hauptstr. 11 (1960 abgerissen).
Direkt nach dem Krieg war das Kino wegen zusammengebrochener Stromversorgung nur für einige Tage geschlossen. Als die Russen kamen, wurden manches Mal von Soldaten mitgebrachte russische Filme in gemieteten Vorstellungen vorgeführt. Dann kamen die Amerikaner, die aber keine Verwendung für das Kino hatten.
Bis in die 60er-Jahre ging es Besuchermässig laufend aufwärts. Durch die Einführung des Fernsehens kam dann der richtige Rückgang der Besucherzahlen. Während dann in den Ku'Damm-Kinos die neuen US-Filme liefen, hielt sich das Colonna weiterhin mit Filmen für die ganze Familie über Wasser.
(Quelle: »Ein Leben lang Kino«, Radio Feature von Dieter Streipert, Deutschlandfunk 1977)

1974 konnte schliesslich Karl Winter (heute Verleih der Freunde der dt. Kinemathek) die Reiß' dazu überreden ihr Kino zu verkaufen. Aus dem Colonna wurde ein sogenanntes Programmkino. Allerdings verliefen diese Jahre längst nicht so erfolgreich, sodass das Kino in der Folge alle zwei - drei Jahre seinen Besitzer wechselte.

1983 schliesslich wurde aus dem Colonna das neue Xenon Kino. Doch die Betreiberwechsel gingen weiter. Neue Kontinuität zog erst wieder 1990 ein, als die Sputnik Kino GmbH & Co Kino KG (heute liquidiert) das abgewirtschaftete Kino übernahm. Als das Sputnik-Kollektiv 1995 dann auseinanderging, übernahmen die Sputnik-Gesellschafter Habiger & Wieske das Kino, und positionierten es seitdem erfolgreich mit dem Schwerpunkt auf schwul-lesbischen Filmen.
10 Jahre später im Jahre 2004, übernahm Andreas Wieske das Kino schliesslich allein. Nach wie vor liegt der Programmschwerpunkt, wie man neuerdings sagt: auf dem »queeren« Film (meint: andersartig und schliesst z.B. transgender mit ein). Aber auch das Kinderprogramm ist mit rund einem Drittel der Gesamt-Besucherzahl ein wichtiges Standbein im Programm.
Ein grosses Danke Schön! an den freien taz-Autoren Matthias Reichelt für Recherche-Arbeiten und überlassene Materialien.


• 100 Jahre XENON KINO BERLIN 1909 - 2009
(ehemals Colonna Lichtspiele)
• Eröffnung 01.10.1909
•  
• 1909 - 1918
Inhaber unbekannt
• 1918 - 1920 J. Sokolowski
(hier und folgende Quelle: allekinos.com)
• 1920 - 1924 O. Günther
• 1924 - 1930 Karl Ehlert
• 1930 - 1932
unbekannt
• 1932 - 1974 Herbert Reiß und Frau
(hier und folgende Quelle: Bernhard Rudolf)
• 1974 - 1978 Karl Winter
• 1978 - 1983 André Rudolf
•  
Umbenennung des Kinos von Colonna Lichtspiele in Xenon Kino
•  
• 1983 - 1985 Lothar Fischer, Bettina Schudt
• 1985 - 1987 Christian »Kriss« Huth, Angelika Knäpper
• 1987 - 1990 Colin Ring
(heute: Wood Printcraft, Dublin, Irland)
• 1990 - 1995 Sputnik Film GmbH & Co Kino KG
(heute: liquidiert)
• 1995 - 2004 Habiger & Wieske GbR (ex-Sputnik)
• 2004 - 2020 Wieske FTB Filmtheaterbetriebe


bestuhlung1909

Der Bestuhlungsplan von 1909:
Rechts die Colonnenstr. von wo man hineinkommt und sich die Eintrittskarte kaufte, hier ist auch der Projektor zu erkennen, der das Bild nach hinten auf die Leinwand geworfen hat, rechts an der Leinwand vorbei gelangte man die Treppe herunter zu einem Buffetbereich und den sanitären Anlagen.


bestuhlung1939

Der Bestuhlungsplan von 1939:
Zu diesem Zeitpunkt ist das Kino schon gedreht. Unbekannt ist, wer die Idee hatte und was der Grund für diese eigentlich ja unpraktische Drehung des Kinosaals ist.
Vorne an der Kolonnenstr. ist jetzt die schmale Leinwand, daneben das Kassenhäuschen, und hinten rechts ist ein abgeschlossener Projektionsraum entstanden.


bestuhlung1952

Der Bestuhlungsplan von 1953:
Dreizehn Jahre später hat sich an der Bestuhlung und den baulichen Gegenheiten nur wenig geändert.


bestuhlung2006

Der Bestuhlungsplan von 2013:
In den 70er-Jahren wurde das Foyer vergrössert und der Kinosaal um einige Sitzreihen verkleinert, sodass sich zumindest einige Besucher vor der Vorstellung setzen können. Dieser Zustand hat sich bis heute kaum geändert.

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