Xenon Kino Berlin

Filmkunstkino in Berlin-Schöneberg

Rückenwind
D 2009 • 76 Min. • frei ab 12
Regie: Jan Krüger (s.a. »Auf der Suche« (2011) und »Kurzfilmprogramm« (2000 / 2001 / 2006 / 2007))
Buch: Jan Krüger
mit: Sebastian Schlecht, Eric Golub, Iris Minich, Denis Alevi
Kamera: Bernadette Paassen (s.a. »Unter Männern« (2011) und »Auf der Suche« (2011) und »Tango Apasionado« (2007))
Schnitt: Ute Schall (s.a. »Lose Your Head« (2013) und »Westerland« (2012) und »Das traurige Leben der Gloria S.« (2011)
Musik: Tarwater (s.a. »Reich mir deine Hand« (2008))

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Die zwei Berliner Schwulen Johann und Robin beschliessen eine Radwanderung durch das schöne Brandenburg zu unternehmen ...


Johann und Robin fahren mit dem Zug in die Brandenburgische Natur, sie haben ihre Räder dabei. Am Bahnhof ein erster Blick in die Karten und der Entschluss, einfach drauflos zu fahren, durch Dörfer, auf Feldwegen. Zwischendurch Umarmungen, Festhalten des Moments. Am Abend die ersten Spannungen. Robin hat die Zeltstangen nicht eingepackt, womöglich aus Absicht? Herausfordernde Blicke.
Die Fuchs- und Hase-Konstellation geht auch im nächtlichen Versteckspiel mit Taschenlampen weiter. Johann verliert die Orientierung, stürzt und ist bewusstlos. Als er aufwacht, liegt er von Robin gefesselt am Boden. Ihr Sex ist ein Machtspiel. Am nächsten Tag verausgaben sich die beiden beim Wettrennen auf dem Fahrrad. Sie übernachten unter freiem Himmel im Wald. Danach finden sie ihre Fährräder nicht mehr. Geklaut? Versteckt? Wieder scheint Robin Spass an der Herausforderung zu haben, während Johann beunruhigt ist. Neben ihren Schlafsäcken steht ein Baum, in den »R + J« eingeritzt ist.
Als sie auf Grit und ihren halbwüchsigen Sohn Henri treffen und für ein paar Tage bei ihnen auf dem alten Bauernhof wohnen, beginnt eine neue Phase aus Flirts, Spielereien, Ausflügen und Erzählungen ...

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sie haben zwar Karten dabei, aber nicht wirklich einen Plan ...

Nathan der Jäger

In der Chronik berühmter Brandenburger taucht der Name Nathan von Witzlow durch die letzten drei Jahrhunderte wiederholt auf. Überlieferungen zufolge soll Nathan schon als Kind von einem ungestümen, ja wilden Gemüt gewesen sein. Die Etikette schien der Knabe nicht annehmen zu können oder zu wollen. Einzig für das hervorragende Privileg des Adels, namentlich die Jagd, war der Knabe zu begeistern. In einem Brief des Freiherrn von Witzlow an dessen Jugendfreund heisst es: »Nathan verweigert sich gegen jedes Mittel unserer Erziehung. Weder fällt meine väterliche Härte noch die Milde seiner zunehmend nervenschwachen Mutter auf fruchtbaren Boden. Er zeigt weder Interesse an gesellschaftlichen Ereignissen noch am Studium der Naturwissenschaften. Einzig die Jagd vermag seine Aufmerksamkeit zu wecken, ja sie nimmt ihn vollkommen in Anspruch. Die Jagd versetzt ihn beinahe in einen Zustand des Rausches, wie wir ihn nur von Berichten weitgereister Naturforscher kennen, die die Wilden studierten. Für die Jagdgesellschaft ist es, wie du dir vorstellen kannst, höchst verdriesslich, wenn Nathan das Gebaren der Tiere imitiert, ja sich gleichsam wie ein Tier verhält. (…) Deshalb habe ich beschlossen, Nathan in die Obhut der Preussischen Kadettenanstalt zu Kolberg zu übergeben«.
An seinem vierzehnten Geburtstag, am 12. September 1743, einen Tag bevor er an die Kadettenanstalt geschickt werden sollte, während eines Blinde Kuh Spiels, floh Nathan von Witzlow und kehrte der Zivilisation den Rücken. Nach zwei Jahren der Abwesenheit tauchte zum ersten mal ein Lebenszeichen auf. Ein gehäuteter, in sein eigenes Gefieder sorgsam gebetteter und ausgeweideter Schwan fand sich vor der Veranda auf dem elterlichen Anwesen wieder. Von jenem Tag an fanden sich in unregelmässigen Abständen Berichte über ähnliche »Opfergaben« vor den Türen großer brandenburgischer Häuser. Auch tauchten immer wieder Berichte von Jägern und Wanderern auf, die von einem »wilden Jäger« sprachen, der die Züge des verschollenen Nathans trage, der immer noch in den Wäldern Brandenburgs umherstreunt und die Häutungs-Rituale an den Tieren bis in die heutigen Tage vollführt. (Simon Schönborn)

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irgendwann sind dann auch die Fahrräder weg ...

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ein Badeausflug mit Henri ...


Dieser Film lief im Xenon im Juni bis Juli 2009

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